Home Office Body Armor Standard 2017 (schusssichere Westen)
Seit 1993 hat das britische Innenministerium Teststandards für schusssichere Westen und Stichschutzwesten festgelegt und im Laufe der Jahre deutliche Fortschritte erzielt. Die Testmethoden wurden durch Forschung und Erfahrung weiterentwickelt, um sicherzustellen, dass die Schutzwesten gegen die neuesten und komplexesten Bedrohungen getestet werden.
Der Home Office Body Armor Standard 2017 legt die Mindestanforderungen zur Prüfung schusssicherer Westen und Stichschutzwesten für die britische Polizei fest. Diese Anforderungen wurden in Abstimmung mit der nationalen Polizei, Polizeiverbänden, Endanwendern, Herstellern, Testlaboren und technischen Experten entwickelt. Der Standard von 2017 wurde entwickelt, um umfassenden Schutz vor neu aufkommenden Bedrohungen zu bieten.
Der Unterschied zu den HOSDB Body Armor Standards für die britische Polizei 2007 ist wie folgt:
- Der “Test für geformte Schutzwesten” ist eine Anforderung für schusssichere Westen für Frauen oder Westen mit konturierter oder geformter Form (nicht-flache Schutzwesten). Diese Westen müssen speziellen Tests unterzogen werden, um ihre Schutzintegrität in einer dreidimensionalen, geformten Konfiguration sicherzustellen.
- Die Schutzklassen im Body Armor Standard 2017 sind anders, da sie die aktuellen Anforderungen der britischen Polizei widerspiegeln.
- Der Test für Gewehre wird an männlichen und weiblichen Körpern durchgeführt, um den Schutz gegen Gewehrbeschuss besser bewerten zu können.
- Produktionsqualitätsprüfung (PQT): Dies ist ein Tool zur Sicherstellung der höchstmöglichen Qualität bei der Herstellung von Weichballistik. Es handelt sich hierbei um eine Weiterentwicklung der aktuellen Qualitätskontrolle für zertifizierte Schutzwesten, die bestimmte Anforderungen an den Hersteller stellt.
- Unter „In-Life-Monitoring (ILM)“ versteht man regelmäßige Tests zur Überprüfung, ob die Schutzwesten während der gesamten vorgesehenen Lebensdauer ihre Schutzwirkung beibehalten. Zum Beispiel muss eine Schutzweste mit einer 10-jährigen Garantie stets das gleiche Schutzniveau bieten, egal ob im ersten oder letzten Jahr der Nutzung.
Verschiedene Schutzwestenarten
Der Home Office Body Armor Standard 2017 klassifiziert verschiedene Arten von schuss- und stichsicheren Einlagen. Beispielsweise haben die meisten schusssicheren Westen für Männer flache Einlagen, während die für Frauen geformte Einlagen im Brustbereich aufweisen. Diese Unterscheidung erfordert unterschiedliche Testmethoden, da die Schutzausrüstung für zwei verschiedene Benutzergruppen entwickelt wurde.
Ungeformte Schutzwesten (flache Westen)
Flache schusssichere Westen sind normalerweise für Männer konzipiert. Dabei handelt es sich um herkömmliche schusssichere Westen und Stichschutzwesten mit Einlagen, die beim Auflegen auf eine Fläche völlig flach bleiben. Sollte eine Weste für Frauen entworfen sein, muss sie nach den Normen für geformte Schutzwesten getestet werden, da sie eine geformte Gestaltung aufweist.
Geformter Schutz (geformte Westen)
Geformte Westen sind mit konturierten Einlagen versehen, um der natürlichen Form des Körpers zu folgen. Hierzu gehören zum Beispiel schusssichere Westen für Frauen oder Stichschutzwesten aus Polycarbonat, die aufgrund ihrer vorgeformten Passform dem Körper angepasst sind – Ritterrüstungen ähnlich.
Ballistische Platten
Eine Hartballistik-Platte muss entweder als eigenständige Einheit oder in Kombination mit dem spezifischen Typ der schusssicheren Weste getestet werden, mit der sie kombiniert wird. Wenn eine Hartballistik-Platte zusammen mit einer ungeformten (flachen) schusssicheren Weste verwendet wird, müssen beide Teile gemeinsam getestet werden. Soll eine Platte hingegen mit einer geformten Weste für Frauen eingesetzt werden, sind die entsprechenden Tests unter diesen Bedingungen durchzuführen.
Zum Testen flacher schusssicherer Westen wird ein flacher Körper aus Ton verwendet, um die Tiefe des Geschossimpacts, auch bekannt als Blunt force trauma, zu messen. Im Gegensatz dazu werden Westen, die für Frauen konzipiert sind, auf einem Körper getestet, der der weiblichen Anatomie nachempfunden ist, um die tatsächliche Leistung bei einem Geschoss- oder Messerimpact besser abzubilden. Damit wird gewährleistet, dass eine für Männer konzipierte Weste nicht einfach ohne geeignete Prüfung für Frauen verwendet wird.
Dies führt dazu, dass Schutzwesten für Männer und Frauen jeweils separate Tests durchlaufen müssen, während früher möglicherweise ein einziges Design getestet wurde. Bei Westen für Männer wird die Signatur auf der Rückseite, als Maß für die Impacttiefe eines Geschosses, mit einem flachen Körper aus einem speziellen Tonmaterial getestet, das den NIJ-Standards entspricht. Dieses Tonmaterial simuliert die Impacttiefe und hat eine maximal zulässige Tiefe für die Geschossdurchdringung.
Bei schusssicheren Westen für Frauen oder Westen mit vorgeformten Formen wird als Trägermaterial eine geformte Schutzweste verwendet, was als Prüfung geformter Schutzwesten bezeichnet wird. Diese speziellen Tests gewährleisten, dass die Weste aufgrund ihres einzigartigen Designs den erforderlichen Schutz bietet.
Die erhöhten Anforderungen an die Prüfung geformter und flacher Schutzwesten bieten mehr Sicherheit für die Endanwender, da die Prüfungen nun auf spezifische Körpertypen abgestimmt sind. Zuvor waren die Prüfstandards breiter gefasst und wurden einheitlich auf Männer und Frauen angewendet. Mit den neuen Normen müssen Schutzwesten jedoch für jeden Typ separat getestet werden, wodurch ein höheres Maß an Genauigkeit und Schutz je nach den individuellen Anforderungen der einzelnen Benutzer gewährleistet wird.
Die schusssichere Weste muss 100 % wasserdicht sein!
Laut ISO 811:1981 müssen alle schuss- und stichsicheren Einlagen in einem komplett wasserdichten Überzug versiegelt werden, um zu verhindern, dass die ballistischen und stichsicheren Materialien Feuchtigkeit oder Flüssigkeiten ausgesetzt werden. Diese Anforderung wird von CAST (ehemals HOSDB) durch regelmäßige Inspektionen streng getestet und verifiziert, um die Einhaltung sicherzustellen.
Schutzniveaus nach dem Body Armor Standard 2017
Bevor im Detail beschrieben wird, welche Geschosse die einzelnen Schutzniveaus aufhalten müssen, ist es wichtig, die Anforderungen zu erläutern, die ein Schuss im Testprotokoll erfüllen muss, um als „zugelassen“ zu gelten.
Eine schusssichere Weste oder ballistische Platte muss bei jedem Testschuss die folgenden Kriterien erfüllen:
- Keine Durchdringung: Die schusssichere Einlage darf von keinem Schuss durchdrungen werden.
- Keine Sichtbarkeit des Geschosses: Auf der Körperseite dürfen keinerlei Geschosse oder Splitter sichtbar sein. Das Geschoss muss komplett von der Schutzweste gestoppt werden, ohne dass eine Durchlöcherung entsteht.
- Keine Geschossrückstände: Beim Aufprall dürfen keine Geschossrückstände auf der Körperseite austreten.
- Keine Splitter im Ton: Im Trägermaterial aus Ton dürfen sich auf der Körperseite keine Bruchstücke wie Keramik- oder Metallsplitter befinden.
- Konformität bezüglich Backface Signature (BFS): Die BFS darf die für das jeweilige Schutzniveau festgelegten Grenzwerte nicht überschreiten.
Darüber hinaus wird ein „Fair Strike“ registriert, wenn:
- Geschwindigkeitskonformität: Der Schuss muss die für das jeweilige Schutzniveau festgelegte Geschwindigkeit beibehalten. Schüsse mit höherer Geschwindigkeit als im Home Office Body Armor Standard 2017 angegeben sind zulässig.
- Korrekte Schussplatzierung: Die Schüsse müssen exakt auf der ballistischen Einlage oder Platte platziert werden, dabei müssen die vorgeschriebenen Abstände zwischen den Schüssen und zu den Rändern eingehalten werden.
*Der Schuss muss so abgefeuert werden, dass er im 90-Grad-Winkel auftrifft, sofern nichts anderes angegeben ist.
Wenn die Schüsse folgenden Kriterien entsprechen, werden sie als „Fair Strike“ eingestuft und gemäß dem Home Office Body Armor Standard 2017 als korrekter Schuss bezeichnet.
Schutzniveaus für den HOSDB Body Armor Standard 2017
*Einzelheiten zu 7,62 × 39 mm finden Sie in Anhang D.
**Eine ballistische Platte, die nach HO4 getestet wird, muss auch die Anforderungen für HO3 erfüllen.
Die folgenden Schutzniveaus beziehen sich auf Special Threats, die zum Testen ausgewählt werden können, da die britische Polizei verschiedene Munitionsarten nutzt.